Halluzinogene

Haluzinationen Studentenlabor
Halluzinationen

Halluzinogene sind psychotrope Substanzen, welche zu starken Verzerrungen der Wahrnehmung von Menschen führen. Sie verstärken und verzerren die Sinneswahrnehmungen. Halluzinogene Drogen wirken auf das Zentralnervensystem und können Halluzinationen hervorrufen, welche durch emotionale Faktoren ausgelöst oder beeinflusst werden.

Halluzinogene mit anticholinergen Wirkstoffen

Anticholinerge Wirkstoffe (Scopolamin, Atropin, Hyoscyamin) lösen Gedächtnisverlust, Rauschzustände und Delirium aus. Scopolamin, Hyoscyamin und Atropin kommen insbesondere in Nachtschattengewächsen wie Tollkirsche, Stechapfel, Alraune und Bilsenkraut vor und blockieren postsynaptische Acetylcholinrezeptoren. Medizinisch wird Scopolamine in manchen Reisetabletten eingesetzt. Da es die Rezeptoren auch im Rückenmark und Gehirn gibt werden neben den Halluzinationen auch noch weitere unangenehme Nebenwirkungen auf das periphere Nervensystem hervorgerufen:

Wirkung auf das periphere Nervensystem (PNS):
trockener Mund, trockene Haut, erweiterte Pupillen, verzerrte visuelle Wahrnehmung, hoher Blutdruck, erhöhte Herzfrequenz und erhöhte Körpertemperatur

Wirkung auf das zentrale Nervensystem (ZNS):
Kleine Dosen: mentale Verwirrung, leichte Euphorie, traumloser Schlaf, Bewusstseinstrübung, Unaufmerksamkeit
Hohe Dosen: mentale Verwirrung, Delirium, schlechte Sauerstoffaufnahme, Stumpfheit, Koma

Katecholamin ähnliche Drogen

Diese Drogen blockieren die Wiederaufnahme von Dopamin in die präsynaptischen Zellen. Die Dopaminspeicher werden geleert, was eine kurzzeitige Depression nach der Drogeneinnahme hervorruft und ein Dopaminüberschuss im synaptischen Spalt entsteht. Durch die Steigerung der Serotonin-Neurotransmission an 5-HT2A Rezeptoren wird eine psychedelische Wirkung hervorgerufen.

Mescalin 

Peyote-Kaktus

Mescalin kann durch Extraktion aus einigen Kakteenarten gewonnen werden, zum Beispiel aus dem Peyote-Kaktus, dem San Pedro Kaktus oder dem Echinopsis bridgesii. Lophophora williamsii enthält mehr als 50 Alkaloide, unter anderem das psychotrope Meskalin, das ähnliche Effekte wie LSD hervorruft. Seitdem die chemische Struktur 1918 aufgeklärt wurde, werden synthetische Varianten hergestellt.

Mescalin Strukturformel

Synthetisch hergestellte Amphetaminderivate

Synthetische Dervirate sind wirksamer und giftiger als Mascalin. In hohen Dosen lösen sie psychedelische Effekte aus. In niedrigen Dosen werden mittlere bewusstseinsstimulierende Effekte hervorgerufen.

MDMA – Ecstasy

Löst eine positive Stimmung aus. Der Puls und Blutdruck steigen, die Atemfrequenz wird gesteigert und die Pupillen erweitern sich. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen sind der Blutdruck und der Temperaturanstieg im Körper sehr gefährlich. Durch exzessive körperliche Verausgabung entsteht oft ein Flüssigkeitsmangel. MDMA wird auch als “Kuscheldroge” bezeichnet, da Berührungen durch eine erhöhte physische Sensibilität als besonders angenehm empfunden werden.

MDMA Strukturformel

Es können psychische Probleme wie Beeinträchtigung des Gedächtnisses (verbal und visuell), Beeinträchtigung der Entscheidungsfindung, größere Impulsivität und Fehlen der Selbstkontrolle auftreten. Panikattacken und Entzugserscheinungen, Paranoia, Selbstentfremdung, Flashbacks und Depressionen können ebenfalls durch die Droge hervorgerufen werden. Die Effekte auf die Serotonin Neurone sind reversibel, die Beeinträchtigungen der Gedächtnisfunktionen können sogar 6 Monate bis 2 Jahre anhalten.

Serotoninähnliche Drogen

Serotoninähnliche Drogen wirken auf den 5-HT2A Rezeptor und sind strukturell dem Serotonin ähnlich. Sie beeinträchtigen die Selbstwahrnehmung, können einfache und komplexe Halluzinationen oder Illusionen auslösen und verursachen Gedächtnisstörungen.

LSD (Lysergsäurediethylamid)

LSD öffnet und verändert die Tore der Wahrnehmung, da der Filter im Neocortex durchlässiger wird. Die Selbstwahrnehmung und Emotionen, das Denken und das Zeitgefühl werden beeinflusst. Sensorische Eindrücke werden intensiver. Die visuelle Wahrnehmung verändert sich und es kommt zu einer Kopplung unterschiedlicher Sinnesreize (Synästhesien): Farben können gehört und Töne gesehen werden. LSD wirkt bereits ab einer Dosis von 20 Mikrogramm. Wie auch bei anderen halluzinogenen Drogen kommt es bei LSD zu keiner körperlichen Abhängigkeit. Die Wirkung von LSD setzt innerhalb von 30 Minuten ein und hält für 8-12 Stunden oder länger an. LSD kann nach 24 Stunden nur in sehr kleinen Mengen im Urin festgestellt werden.

Glutaminerge NMDA Rezeptor Antagonisten

Phencyclidine und Ketamine

Ketamin (Ketalar) ist ein Wirkstoff mit anästhetischen, schmerzlindernden und psychotropen Eigenschaften. Ketamin kann Halluzinationen und lebhafte Träume hervorrufen. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören ein schneller Herzschlag, hoher Blutdruck und Aufwachreaktionen. Ketamin ist ein kristallines weißes Pulver, das leicht in Wasser löslich ist. Es kommt auch medizinisch in der Anästhesie zum Einsatz und wird zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Narkose verwendet. 

Ketamin Strukturformel

Phencyclidin („Angel Dust“) wurde wie das verwandte Ketamin als Anästhetikum entwickelt, wird aber heute nicht mehr medizinisch eingesetzt. Es ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der NMDA-Antagonisten und hat psychotrope und halluzinogene Eigenschaften.

Dextromethorpham (DXM)

Dextromethorpham wird in Husten- und Erkältungsmitteln (Coricidin, Robitussin) eingesetzt. Es wird zur Behandlung von trockenem Reizhusten eingesetzt. Da DXM die NMDA-Rezeptoren blockiert, kann es die Schmerzwahrnehmung unterdrücken und wird in einigen Ländern zur Behandlung schmerzhafter Nervenerkrankungen eingesetzt. Dextromethorpham wird auch als Rauschmittel missbraucht, da es in höheren Dosen ähnliche Wirkungen hat wie Ketamin oder LSD.

Der Einsatz von MDMA in der Psychotherapie

MDMA, besser bekannt als Ecstasy, kann die Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) lindern. Das MDMA soll dabei die Psychotherapie unterstützen und dabei helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. In einer Studie, die durch die MAPS-Initiative (Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies) wurde konnten bei allen Patienten trotz unerwünschter Nebenwirkungen wie Angstzuständen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Muskelverspannungen Erfolge in der Therapie nachgewiesen werden. In einer ersten Phase-3-Studie erlebten 88% der Teilnehmer mit schwerer PTBS eine klinisch signifikante Verringerung der PTBS-Diagnosewerte zwei Monate nach ihrer dritten MDMA-unterstützten Therapiesitzung. (Quelle: https://maps.org/mdma/ptsd/)

Das Thema Halluzinogene wurde auch an der Uni Heidelberg im Seminar: Biologie der Drogenabhängigkeit, SS 05 unter der Leitung von Prof. Stephan Frings, PD Dr. Blanche Schwappach behandelt.

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